Максим Стулов / Ведомости

Der Kremlchef sang im Moskauer Luschniki-Stadion die Nationalhymne und warb für sozialen Zusammenhalt. Es war sein größter Auftritt zwei Wochen vor der Präsidentenwahl.

Als der Präsident kurz nach 14 Uhr die Bühne erklomm, erhoben sich die Zuschauer im Moskauer Luschniki-Stadion aus ihren Sitzen. Mehr als 100.000 Menschen waren trotz Eiseskälte an diesem sonnigen Samstag in das Olympiastadion gekommen, um Wladimir Putins Rede zu hören und einem Unterhaltungsprogramm beizuwohnen. Das Motto der Veranstaltung ist auch Putins Wahlkampfslogan: „Ein starker Präsident – ein starkes Land“.

Umgeben von den aus Südkorea zurückgekehrten Olympiasiegern sprach Putin von nationalem Zusammenhalt und rief seine Anhänger auf, alles für das Wohl der Vorväter und Enkel zu tun. „Gemeinsam sind wir ein Team, nicht wahr?“

Popstars peitschten Besucher ein

Zuvor hatten mehrere Popstars, wie etwa die Songcontest-Sängerin Polina Gagarina oder der Schlagerbarde Filip Kirkorow, Lieder gesungen und die Massen aufgerufen, am 18. März wählen zu gehen – und natürlich für Putin zu stimmen. Viele Menschen im Publikum waren mit Fahnen ausgerüstet, die sie später bei den Ordnern wieder abgaben. Dem Publikum waren Decken und Sitzpolster ausgegeben worden; vor dem Luschniki-Stadion wurde Tee und heiße Suppe ausgeschenkt.

Putin selbst erwähnte die Wahl, bei der er höchstwahrscheinlich im Amt bestätigt wird, mit keinem Wort. Aber rief die versammelten Bürger auf, gemeinsam Russland zu verändern und zu verbessern. „Niemand anderer macht das für uns.“ Dann stimmte Putin die Nationalhymne an – die bei den Olympischen Spielen nicht gespielt werden durfte, wie er anfügte.

Nach dem Ende des Liedes rief er zu „Russland, Russland“-Sprachchören auf. Allerdings verhallten diese schon bald. Und kurz nachdem der Präsident das Podium verlassen hatte, strömten die Besucher auch wieder hinaus. Es ist nicht unüblich, dass öffentlichen Angestellten oder Studenten der Besuch von Massenveranstaltungen wie dieser nahegelegt wird. Auf Nachfrage der „Presse.com“ sagten mehrere Besucher, nun, da der Präsident gesprochen haben, könnten sie heimgehen. Das Fernsehpublikum im ganzen Land bekam davon nichts mit. Die TV-Bilder drückten Massenbegeisterung, Unterstützung und den Glauben an den Präsidenten aus; eine perfekte Inszenierung.

Vor der vierten Amtszeit

Putin liegt Umfragen zufolge bei 70 Prozent Zustimmung, sein Wahlsieg gilt als sicher. Damit steuert er auf seine vierte Amtszeit als russischer Präsident zu. Erst am Donnerstag hatte er bei einer Rede an die Nation überraschend neue Atomwaffen vorgestellt. Die Rede wurde vor allem im Kontext des Wahlkampfes gewertet, löste im Westen aber auch Sorgen vor einem neuen Wettrüsten wie im Kalten Krieg aus.

Die Besucher des Stadions äußerten sich durchwegs positiv über Putin. So sagte eine Dame mittleren Alters namens Jelena Nikolajewna überzeugt: „Er ist der einzige, der Russland anführen kann.“

 

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