© Bild: Heinz Wagner

Kinder und Jugendliche trugen mit Gedichten zum Kulturprogramm des Vereins „Ichkeria“ bei – Anlass: 25 Jahre seit Kriegsbeginn.

von Heinz Wagner

Umar, Ali/Ela, Jasmina, Lina, Seda und Amina sitzen auf Sesseln auf der Bühne im Halbkreis. Gegenseitig ermahnen sie sich noch „wir müssen ganz ernst bleiben, was wir erzählen ist ja echt im Krieg passiert“. Als Ruhe im Festsaal der Bezirksvorstehung Margareten (5. Bezirk in Wien) einkehrt, ertönt zunächst fürchterlicher Fluglärm. Kriegsflugzeuge. Kinder halten sich die Ohren angestrengt zu. Und beginnen dann zu erzählen.

Wir befinden uns in einer Situation im Keller einer Schule in Grosny, der Hauptstadt Tschetscheniens. In einem der Kriege Russlands gegen die kleine, nach Freiheit und Unabhängigkeit strebende Republik im Kaukasus. Die eingangs genannten Kinder schildern Erlebnisse, die zum Glück nicht sie selbst, aber andere Kinder, Jugendliche und Lehrer_innen er-, viele von ihnen aber nicht überlebt haben.

Die besagte Runde bildete den Auftakt zur Veranstaltung „25 unverzeihliche Jahre“ des tschetschenischen Kulturvereins Ichkeria (der Name des Landes in dieser Sprache) in Wien, die dann vom Ichkeria-Obmann Khusein Ishanov offiziell eröffnete.

So wie die vorgetragenen Schilderungen sind auch die Fotos im Nebenraum des Festsaals kaum zu ertragen – aber sie spiegeln die grausem Wirklichkeit des Krieges, nein der beiden Kriege Russlands gegen Tschetschenien wider.

Schilderungen sind auch in Form von Ausschnitten aus Filmen von Kim Traill, einer australischen Journalistin, die in Tschetschenien Reportagen gedreht hatte – und von Schilderungen der tschetschenischen Journalistin und Schriftstellerin Lula Zhumalaeva – vorgetragen durch Jugendliche aus Wien.

Interessante Hintergründe zum ersten Tschetschenienkrieg lieferte Ekkehard Maaß, Vorsitzender der Deutsch-Kaukasischen Gesellschaft in Berlin.

Fortgesetzt wurde bei der Veranstaltung auch die schon im Sommer beim Sport- und Kulturfest des afghanischen Vereins „Neuer Start“ begonnene Zusammenarbeit – mit Grußworten von Shokat Ali Walizadeh.

Jasmina und Ali („auf tschetschenisch ist mein Name Ela“) trugen ein sehr beeindruckendes und nachdenklich machendes Gedicht vor:

Was wird aus den Kindern
Die sehen die Schrecken
Welche Gedanken
Werden die wecken

Leben mit Bomben
Mit Trauma und Tod
Farben den Krieges
Sie sind schwarz und rot

Häuser in Trümmern
Nirgendwo Halt
Ängste statt Liebe
Folter Gewalt

Was wird aus den Kindern
Die all dieses sehen
Werden sie jemals
Den Frieden verstehen

Werden sie hassen
Die die sie gehetzt
Oder verzeihen
Denen, die sie verletzt

Auch Lebensfreude und Hoffnung

Trotz aller tragischen Schicksalsschläge auch oftmals unter Verwandten und Freund_innen aus dem Umfeld der Community, strahlte die Veranstaltung auch Lebensfreude und Hoffnung auf eine bessere Zukunft aus. Am intensivsten spürbar werden ließ dies die aus den Niederlanden angereiste Sängerin Louiza Saitova mit Gitarrist Frans van Dijk.

Aber auch die aus dem Waldviertel kommende Sängerin-Songwriterin Angie Zach munterte mit Songs – am Piano und an der Gitarre auf – zur Überraschung der Gäste hatte sie auch die tschetschenische Hymne erlernt, mit der der offizielle Teil der Gedenkveranstaltung abgeschlossen wurde – bevor es an das üppige, köstliche buffet ging, bei dem auch das eine oder andere mögliche künftige gemeinsame Projekt besprochen wurde.

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Bei der Hymne …

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