„Ein mündiges Volk darf die Macht nicht in die Hände von Verrückten und Verbrechern fallen lassen.“ (Willy Brandt)

Die rechtsextremen Einzelfälle welche von verschiedenen rechten PolitikerInnen in Serie und zuhauf produziert werden tragen zu einer gefährlichen Verrohung unserer Gesellschaft bei. Eine die auch immer wieder für Aufregung sorgt ist die irrlichternde Ursula Stenzel. Zuletzt versuchte sie mit einer Verächtlichmachung der von ihrer Partei als wichtigstes Feindbild erkorenen Afghanen auf sich aufmerksam zu machen. „Hausafghanen“ wären billiger und würden auch mindere Tätigkeiten verrichten – womit sie übrigens leider nicht ganz unrecht hat. Viele schwierige (und schlecht bezahlte) Arbeiten werden ja – eben auch in Wien – in der Mehrzahl von MigrantInnen ausgeführt. Wohlmeinende würden diese Menschen wohl auch als „Corona HeldInnen“ bezeichnen. Wie auch immer, Rechtsextreme in ganz Europa haben in den letzten Jahren immer wieder (nicht nur) sprachliche Tabubrüche vollzogen. So wollte etwa schon im Jahr 2011 der Lega Nord Politiker Roberto Castelli Flüchtlingsboote im Mittelmeer am liebsten „abschießen“ lassen. Was in der Folge dazu führte dass es Rettungsschiffen immer schwerer gemacht wird im Mittelmeer gerettete Menschen überhaupt noch irgendwo an Land zu bringen. Kroatische Grenzpolizisten dürfen Schlag nach Schlag auf Flüchtlinge einprügeln, wir nehmen das mittlerweile achselzuckend zur Kenntnis. Immer wieder verwenden Politiker (leider auch in Österreich) im Zusammenhang mit Flüchtlingen „Ungeziefer“ Metaphern und sprechen von unerwünschten Personen vor denen wir uns in Acht nehmen müssen. Eine sprachliche Verrohung oder Verächtlichmachung von geflüchteten Menschen erleichtert jedenfalls die Abschiebung derselben. Auch wenn das Ziel der Außerlandesbringung Tschetschenien ist, wo die ultrabrutalen Kadyrowzy sich der Machtwillkür erfreuen. Jeder der ihnen den Gleichschritt verweigert wird malträtiert oder getötet. Oder gar Afghanistan wo die Taliban und andere Fundamentalisten immer neue Ziele ihres Hasses anvisieren. Wohl auch wegen Aussagen wie „Afghanen wären aggressiv“ konnte lange Zeit ein Gutachter zu Asylverfahren von AfghanInnen herangezogen werden, der – wie jetzt festgestellt wurde – dafür alles andere als befähigt war. Wie viele Afghanen wegen fragwürdiger Gutachtenerstellung abgeschoben wurden und damit schwerste Nachteile in Kauf nehmen mussten kann ich an dieser Stelle nicht darlegen.

Säuberungsmetaphern sind brandgefährlich und führen in vielen Fällen zu Massenmord und Kriegen. Die Geschichte lehrt und solches zuhauf. Auch der „Butt“ weiß davon zu erzählen: „mal hatte dieses, mal jenes männliche Reinlichkeitsprinzip Säuberungsprozesse mit tödlichem Ausgang zufolge“… lässt Günter Grass den sprechenden Plattfisch philosophieren. Tatsächlich wurden die größten Verbrechen des letzten und wohl auch des laufenden Jahrhunderts als Säuberungen beschrieben (wie auch der Sozialpsychologe Klaus Ottomeyer immer wieder betont). Ungeziefer und andere Schädlinge müssen vernichtet werden. Der frühere russische Präsident Boris Jelzin sprach noch bevor er seinen völkermordähnlichen Feldzug gegen die Tschetschenen startete von „Kriminellen und Mafiosi die wie ein Krebsgeschwirr beseitigt werden müssen“. Es gibt geschichtliche Gründe in hoher Anzahl weswegen wir uns vor moralisch verwahrlosten Politikern die Vernichtungsmetaphern zu ihrem ständigen Vokabular gemacht haben in Acht nehmen sollten. Österreich hatte und hat immer wieder hervorragende PolitikerInnen die ruhig und sachlich und vor allem auch intelligent argumentieren können. Hören wir doch etwas mehr auf die Fischers und Van der Bellens oder – Buch nach Buch – lesen wir nach was uns unsere großartigen Kärntner SchriftstellerInnen von Anna Baar über Peter Turrini bis Josef Winkler über Humanismus zu schreiben haben.

Sigi Stupnig, Psychologe