Dieses Kriegsspiel hat einen sehr ernsten Hintergrund.

Neun Jahre nach dem russischen Angriff auf Georgien und der Besetzung der georgischen Regionen Abchasien und Südossetien demonstriert die NATO im kleinen Land am Kaukasus Stärke und Solidarität mit den nationalen Streitkräften.

Das Militärmanöver „Noble Partner“ findet vor diesem Hintergrund noch bis zum 12. August zum dritten Mal statt. Doch zwei Aspekte sind neu.

►Das diesjährige Manöver ist mit acht Teilnehmerstaaten und etwa 2 800 Soldaten so groß wie nie zuvor. 2015 waren nur zwei Staaten beteiligt, 2016 lediglich drei und nicht einmal halb so viele Männer und Frauen in Uniform.

Aus Sicht der Bundeswehr diene die Beteiligung Deutschlands am Manöver dazu, „die militärische Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern zu verbessern und die Fähigkeiten der georgischen Streitkräfte weiterzuentwickeln“, erklärte ein Sprecher BILD. Zu diesen Partnern gehören jetzt neben den NATO-Staaten USA, Türkei, Großbritannien und Slowenien auch Truppen der Ukraine und Armeniens sowie 800 georgische Soldaten.

Karte: Lage des Vaziani Trainingsgeländes in Georgien und russisch kontrollierte Regionen - infografik

Außerdem erfolge die Teilnahme „vor dem Hintergrund einer langjährigen Partnerschaft und Zusammenarbeit mit den georgischen Streitkräften (…). Zudem unterstützt Georgien die Bundeswehr im Einsatz in Afghanistan spürbar.“

„Verteidigung Georgiens“ und „Russlands Besatzung“

Gleichzeitig dürfte jedoch auch das steigende Drohpotenzial Russlands ein Grund für das größte multinationale Militärmanöver jemals und unter deutscher Beteiligung in Georgien sein.

Nicht nur die andauende Annexion der Krim und die Aggression im Osten der Ukraine, sondern auch die anstehende Übung „Zapad“ – „Westen“ – mit 100 000 russischen Soldaten, verunsichert viele Staaten im Osten Europas und macht ihnen Angst vor Putins nächsten Schritten.

Doch das ist ein offenes Geheimnis. 

US-Vizepräsident Mike Pence, der sich am Dienstag höchstpersönlich ein Bild des Manövers in Georgien machte, erklärte in Tiflis: „Nur 40 Meilen von uns entfernt stehen russische Panzer im besetzten georgischen Territorium in Südossetien. Heute noch besetzt Russland ein Fünftel des georgischen Territoriums. Die Vereinigten Staaten verurteilen Russlands Besatzung von Georgiens Staatsgebiet scharf.“

Eine Sprecherin der US-Armee in Europa ergänzte gegenüber BILD, die gemeinsame Übung mit den georgischen Truppen bei „Noble Partner 2017“ erlaube, eine „vorbereitete Antwort auf regionale Sicherheitsbedrohungen“ zu entwickeln. Ziel sei es, die georgische leichte Infanterie-Kompanie der NATO-Reaktionsstreitmacht beim Training in ihrer „Heimatstation“ zu unterstützen. Moskau hat den Beitritt Georgiens zur NATO immer wieder als „rote Linie“beschrieben und alle Beteiligten vor einem solchen Schritt gewarnt.

Der Sprecher der Bundeswehr betonte gegenüber BILD, auch „Partner, wie zum Beispiel Armenien und die Ukraine“, nähmen am Manöver am Kaukasus teil. Die Übung diene dazu, „die militärische Zusammenarbeit zwischen allen beteiligten Partnern zu verbessern“. Auch das dürfte Russland nicht freuen – sieht der Kreml die Ukraine doch als größten Streitpunkt mit dem Westen.

Georgiens Botschafter lobt deutschen Einsatz

Klar ist, dass der Bundeswehreinsatz, wie alle NATO-Übungen in Nachbarländern Russlands, dem Kreml ein Dorn im Auge ist. Ganz anders stellt sich die Situation in den Ländern selbst dar, die das deutsche Engagement größtenteils begrüßen. So auch Georgien.

Lado Chanturia, Botschafter der Republik Georgien in Deutschland, sagte zu BILD, die Teilnahme der Bundeswehr am Manöver „Noble Partner“ in Georgien sei „für uns von großer Bedeutung und stellt einen Ausdruck der langjährigen Partnerschaft zwischen den beiden Ländern dar.“

Chanturia lobte die deutsche Armee für ihr „unermüdliches Engagement“. Die Bundeswehr leiste „einen großen Beitrag zur Ausbildung der georgischen Streitkräfte, die sich somit immer mehr den NATO-Standards annähern.“

 

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