Dieses Foto zeigt die Leiche von Apti Nazhuyev, nachdem er tot im Fluss gefunden wurde. Nazhuyev wurde von der UDI und dem Einwanderungsausschuss in Norwegen das Asyl verweigert, weil beide Stellen glaubten, er sei in Tschetschenien sicher. `Novoye Vremya` kann bestätigen, dass er gefoltert und getötet wurde, nachdem er nicht in Norwegen bleiben durfte.
Trotz Warnungen wurde den Tschetschenen, Apti und Umar, Asyl verweigert und sie mussten Norwegen wieder verlassen. Das norwegische Helsinki-Komitee und Memorial sagen, dass sie von den tschetschenischen Behörden gefoltert und getötet wurden. Sind die norwegischen Behörden für ihren späteren Tod verantwortlich, nachdem sie sich geweigert haben, ihnen politisches Asyl zu gewähren?
`Novoye Vremya` könnte die erste norwegische Zeitung sein, die über die Folter und den Mord durch tschetschenische Behörden, nachdem die norwegischen Behörden nicht geglaubt hatten, dass politische Flüchtlinge in Tschetschenien gefährdet seien.
Es gibt Berichte, dass ein anderer Asylbewerber, nachdem er aus Norwegen abgeschoben worden war, in Tschetschenien mit Elektroschocks gefoltert wurde und später auch tot aufgefunden wurde. Sowohl das norwegische Helsinki-Komitee als auch die russische Menschenrechtsorganisation Memorial warnten die norwegischen Einwanderungsbehörden nach der Entsendung der beiden Männer nach Tschetschenien ausdrücklich. Diese Organisationen waren zuversichtlich, dass die Behörden in Tschetschenien und Russland die beiden Asylbewerber strafrechtlich verfolgen würden. Die norwegischen Behörden hingegen glaubten, dass es sicher sei, sie in ihre Heimat abzuschieben.
„Das norwegische Recht, die Einwanderungsbehörde und der Einwanderungsausschuss sind beide ihres Todes schuldig. Es war völlig unverantwortlich, Asylsuchende zurückzuschicken “, sagt Brinjulf Risnes von Matrix Advokater. Er arbeitete als Anwalt für Apti Nazhuyev und Umar Bilemkhanov. Für Risnes ist es sehr wichtig, dass die norwegischen Behörden die Warnungen von Memorial und des Helsinki-Komitees beachten. Die Zeitung `Novoye Vremya` gibt an, dass die norwegischen Einwanderungsbehörden in Bezug auf die beiden tschetschenischen Flüchtlinge falsch lagen.
Schädelbruch und zerrissene Zähne
UNBEKANNTES SCHICKSAL: Apti Nazhuev lebte mit seiner Frau und seinen Kindern in Norwegen. Bisher wissen nur sehr wenige Menschen in Norwegen über den Tod von Nazhuyev Bescheid. Die norwegischen Behörden gingen davon aus, dass er in Tschetschenien keinen Gefahren ausgesetzt sei. Apti Nazhuyev war aktiv im Kampf des Widerstands gegen den tschetschenischen Diktator Ramsan Kadyrow beteiligt, bevor er 2008 nach Norwegen kam und um Asyl ansuchte.
Aufgrund der endgültigen Ablehnung war er gezwungen Ende 2011 nach Tschetschenien zurückzukehren. Am 18. Mai 2013 wurde seine Familie in Tschetschenien vermisst und am 10. Juni desselben Jahres wurde Apti Nazhuyev in der tschetschenischen Region Shali gefoltert, getötet und in den Fluss geworfen.
Die Zeitung erhielt Zugang zu dem Autopsiebericht über seinen Körper. Der Bericht besagt unter anderem, dass er mit herausgerissenen Zähnen und Nägeln, einem gebrochenen Schädel, gebrochenen Kniescheiben und tiefen Stichwunden gefunden wurde. Er starb an den Folgen der Folter. Der Einwanderungsausschuss überprüfte den Bericht ebenfalls und sagte, dass sie „die Echtheit der Informationen nicht in Frage stellen“. Ein Bericht der tschetschenischen Polizei besagt, dass Nazuyev getötet wurde, aber die vom Diktator kontrollierte Polizei des Landes untersucht niemals Morde, um den Schuldigen zu finden. Sowohl die russische Organisation Memorial und der tschetschenische Auswanderungsminister Akhmed Zakayev, als auch das Helsinki-Komitee glauben, dass dies ein politisch motivierter Mord durch die tschetschenischen Behörden war.
Der linke Politiker und Anwalt Abid Raja war der Vorsitzende des Berufungsausschusses, der entschied, dass Nazhuyev kein Asyl gewährt werden sollte, vorausgesetzt, er wäre in Tschetschenien in Sicherheit. Laut Anwalt Risnes hat Raja die Ausschusssitzung nach etwa einer Stunde unterbrochen, während solche Sitzungen normalerweise einen ganzen Arbeitstag dauern. Risnes glaubt, dass Raja das Treffen nach so kurzer Zeit unterbrochen hat, um Nazhuyev nicht genügend Zeit und Gelegenheit zu geben, um seinen Fall zu untersuchen. Abid Raja weigert sich, über die Entscheidung, die er und die Beschwerdekammer getroffen haben, zu sprechen. Apti Nazuyev hinterließ drei junge Kinder und eine 49-jährige Witwe.
Der Tschetschenische Journalist und Schriftsteller Mayrbek Taramov.
Dieser Text wurde von Razet Iskhanova vom Russischen ins Deutsche übersetz.