Ein Moment, auf den wir aufbauen können!
Wir haben gestern mit tausenden Menschen auf der Straße und am Heldenplatz gezeigt, dass wir Platz für schutzsuchende Menschen haben. Es war ein beeindruckendes Zeichen, ein wunderbares Come-Together von den unterschiedlichsten Initiativen und Organisationen. Es war so schön, so viele engagierte Menschen zusammen zu bringen, 5 Jahre Zivilgesellschaft zu feiern und gemeinsam den politischen Druck zu erhöhen, dass endlich Menschen aus Moria in Österreich aufgenommen werden.
Ich hatte den starken Eindruck, dass es die Menschen überdrüssig sind, dass sie nicht helfen dürfen. Dass man ihnen verweigert, selbst für sich zu sprechen und versucht, sie zum Schweigen zu bringen. Dass sie wütend darüber sind, dass der Bundeskanzler ihnen untersagt, Solidarität und Menschlichkeit zu leben.
In der Luft lag die Forderung nach Rücktritt.
In Ansätzen war die rebellische Stimmung von 2015 wieder spürbar. Damals errichtete Innenministerin Johanna Mikl-Leitner im Frühjahr Zeltstädte, um ihre Verweigerungshaltung, Menschen in Not zu helfen, öffentlichkeitswirksam zu inszenieren. Die Menschen haben sich davon nicht abbringen lassen.
Mikl-Leitner erließ damals, dass die Übergabe von Hilfsmitteln im Erstnaufnahmezentrum Traiskirchen als „illegales Müllabladen“ mit Geldstrafen geahndet wurde. Die Menschen halfen dann erst recht. Mikl-Leitner betonte die Illegalität, Flüchtlinge über die Grenze zu schleppen. Die Menschen taten es dann aus besonderem Trotz.
Gesterrn war diese wunderbare, widerständige Haltung wieder in Ansätzen da.
Der Bundeskanzler muss uns jetzt Platz machen.
Nehmen wir es selbst in die Hand. Um es mit Konstantin Wecker zu sagen, der 2015 am Heldenplatz beim Voices for Refugees-Konzert vor 150.000 Menschen gesungen hat: „Wenn der Lauf uns nicht gefällt, verändern wir den Lauf.“
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Ich möchte bei allen, die den gestrigen Tag ermöglicht haben, bedanken: alle, die Flyer verteilt und in sozialen Medien beworben haben; die geholfen haben, Buttons zu schneiden und zu pressen; die Schilder getackert, Banner und Schilder gemalt haben; die gelaufen sind, um weitere Initiativen an Bord zu holen; die als Ordner_innen und im Spenden-Team mitgeholfen haben; die Demowagen gefahren sind, die moderiert und gesprochen haben; die die Bühne auf- und abgebaut und die Technik gecheckt haben. Jeder und jede einzelne, die auf den Protest gekommen ist und sich trotz einer Pandemie das Recht auf Widerstand nicht hat nehmen lassen.
Insbesondere möchte ich mich bedanken bei (ich weiß, so eine Liste kann nie vollständig sein): Erich Fenninger, Judith Ranftler, Erwin Berger (und noch viele mehr im Volkshilfe-Team), Karin Wilflingseder, Faika El-NagashiundMireille Ngosso, Fiona Herzog, Sigrid Spenger und Ali Khalili, Pero Beclija, Lisa Sander, Daniela Krois, Zehra Baraçkılıç, Ali Ansari, Alexander Akladious, Thomas Löffler, Doro Blancke und Ronny Kokert, Veronika Winter, Clara Pavcits und Johannes Stangl, David Gartner, Christopher Glanzl und Murtaza Elham.
Ihr habt euch im Vorfeld beziehungsweise am Tag selbst so ins Zeug gelegt, herzlichen Dank!