Nordkorea macht größere Fortschritte bei seinem Atom- und Raketenprogramm als bisher angenommen. Wie die USA und Japan herausgefunden haben, ist der kommunistische Staat bereits in der Lage, seine Raketen mit Miniatur-Atomsprengköpfen zu bestücken auch Interkontinentalraketen. Der Konflikt zwischen den USA und Nordkorea verschärft sich zudem: Während US-Präsident Donald Trump der Linie Nordkoreas „mit Feuer, Wut und Macht“ begegnen will, droht sein Kontrahent Kim Jong Un damit, die US-Pazifikinsel Guam anzugreifen.

Der Regierung in Pjöngjang ist einem Bericht der „Washington Post“ zufolge gelungen, einen atomaren Sprengkopf zu entwickeln, der klein genug ist, um damit Raketen zu bestücken. Diese Informationen konnte der Geheimdienst DIA (Defence Intelligence Agency) gewinnen. Ein in Tokio veröffentlichtes Weißbuch des japanischen Verteidigungsministeriums kommt zu dem gleichen Schluss. Nordkorea sei damit einen Schritt weiter auf dem Weg zu einer vollwertigen Atommacht.

Eskalation: Trump lässt jetzt seine Bomber starten (Bild: AP)
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Ob der kommunistische Staat den Atomsprengkopf bereits getestet hat, ist unbekannt. Nordkorea hatte zwar schon letztes Jahr verkündet, es habe einen solchen Test erfolgreich durchgeführt, dies konnte aber aus unabhängigen Quellen nicht bestätigt werden. Damals verfügte das Regime noch nicht über Interkontinentalraketen.

Trump: „Feuer, Wut und Macht“ gegen Nordkorea

Die USA reagierten auf diese neuen Erkenntnisse mit der indirekten Androhung militärischer Gewalt. Wenn Nordkorea seine Drohungen fortsetze, werde diesen „begegnet mit Feuer, Wut und Macht, wie die Welt es so noch nicht gesehen hat“, sagte Trump am Dienstag.

Eskalation: Trump lässt jetzt seine Bomber starten (Bild: AFP (Archivbild))
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Donald Trump (Bild: AP)
Donald Trump
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Auch Nordkorea versuchte, die USA einzuschüchtern. Die Streitkräfte zögen eine solche Attacke auf die US-Pazifikinsel Guam „ernsthaft in Erwägung“, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Mittwoch. Laut einem Sprecher der nordkoreanischen Armee könne der Plan „jederzeit“ ausgeführt werden, sobald Staatschef Kim Jong Un die Entscheidung dazu treffe.

Trumps „Feuer“ bei Trainingsmission demonstriert

Trump zeigte auch gleich, was er unter „Feuer, Wut und Macht“ versteht: Nach der Drohung bezüglich Guam veröffentlichten die USA Bilder von einer zehnstündigen Trainingsmission mit zwei B-1B Bombern, die das Können und taktischen Fähigkeiten der Piloten demonstrieren sollen. „Diese Flüge mit Japan und Südkorea zeigen die Solidarität zwischen Japan, Südkorea und den USA, um sich gegen provokante und destabilisierende Aktionen im Pazifik zu verteidigen“, hieß es dazu in einer Aussendung der Air Force.

US-Manöver vor koreanischer Halbinsel

Auf Guam ist die US-Luftwaffenbasis Anderson stationiert, von der aus die Vereinigten Staaten immer wieder strategische Bomber des Typs B-1 zu Militärmanövern in Richtung koreanische Halbinsel entsendet haben. In Erwägung gezogen wird demnach ein Angriff mit ballistischen Raketen des Typs Hwasong-12, um die US-Stützpunkte auf Guam und die dort stationierten Bomber in Schach zu halten  schließlich sei die Insel der potenzielle „Ausgangspunkt für eine Invasion in Nordkorea“.

Nordkorea lässt keine Gelegenheit aus, um die angebliche Schlagkraft seines Militärs zu zeigen. (Bild: AP)
Nordkorea lässt keine Gelegenheit aus, um die angebliche Schlagkraft seines Militärs zu zeigen.
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Nordkorea droht „totalen Krieg“ an

Begründet wurde die Drohung Pjöngjangs mit der Mobilisierung des US-Atomwaffenarsenals sowie den jüngsten US-Raketentests und Übungen mit Langstreckenbombern über Südkorea. „Solche Militärmanöver der USA könnten in der momentan extrem heiklen Situation auf der koreanischen Halbinsel einen gefährlichen Konflikt provozieren“, hieß es.

In einer weiteren Stellungnahme kündigte ein nordkoreanischer Militärsprecher laut KCNA an, auf einen möglichen „Präventivkrieg“ der US-Streitkräfte mit einem „totalen Krieg“ zu reagieren, der „sämtliche Stützpunkte des Gegners ausrotten wird, auch auf dem US-Festland“.

Eskalation: Trump lässt jetzt seine Bomber starten (Bild: AP)
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Der gefährlichste Konflikt der Welt

Der Konflikt mit dem kommunistisch regierten Land gilt als der derzeit gefährlichste der Welt. Japan und Südkorea sind Verbündete der USA, dem Erzfeind der Führung in Pjöngjang. Beide Länder fühlen sich durch das Atom- und Raketenprogramm Nordkoreas zunehmend bedroht.

Trotz aller Verbote des UN-Sicherheitsrates sowie aller Warnungen hatte Nordkoreaam 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet . Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern. Als Reaktion auf den Raketentest verhängte der UN-Sicherheitsrat am Wochenende die bisher schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea .

Nordkoreas Staatschef Kim hatte nach dem Test gesagt, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite. Nach Einschätzung amerikanischer Experten wäre eine solche Rakete in der Lage, auch Städte wie Los Angeles oder Chicago zu erreichen.

 

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