„Es ist immer möglich, eine größere Menge von Menschen in Liebe aneinander zu binden, wenn nur andere für die Äußerung der Aggression übrigbleiben.“ (Sigmund Freud) Auch der primitivste Rechtspopulist weiß sich mittlerweile dieses Werkzeug des Hasses zu eigen zu machen. Die offen zutage tretende rechte Mentalität, sie sich nationalistisch, fremdenfeindlich, antisemitisch, vulgär-materialistisch und insgesamt intolerant ausspricht, wird zunehmend stärker. Hasspostern und Ausgrenzern sollte jeder Meinungsträger aber natürlich auch die Zivilgesellschaft (also wir alle) entschieden entgegen treten. Wenn eine Justizministerin wegen ihres Migrationshintergrundes aufs übelste beschimpft wird, dann ist es eher enttäuschend in einer ersten Stellungnahme des Bundeskanzlers vernehmen zu müssen eine Politikerin hätte das auszuhalten. Die Kampagne gegen Frau Zadic war gegen einen großen Teil der in Österreich lebenden Menschen gerichtet. Sie ist nämlich als Angriff auf unsere Demokratie zu werten. Worin nun gleichen sich die rechtsextremen Demagogen der Gegenwart die nichts anderes als den Abbau der demokratischen Werte im Sinn haben? Jedenfalls darin, dass sie sich die Geschichte ihres jeweiligen Landes zurecht biegen, dass sie also Lüge nach Lüge setzen und Opportunisten ohne jegliche Skrupel sind. Ihre Anhänger und Wähler verachten sie (die Rechtsextremen und Rechtspopulisten) wohl auch deshalb weil diese schwach genug sind einen nur vermeintlich „starken Anführer“ nach zu laufen. Ein weiteres gemeinsames Merkmal der rechtsextremen Politiker ist ihre Inszenierung als „Opfer“ bzw. die „Täter-Opfer-Umkehr“. Wenn JournalistInnen oder die Zivilgesellschaft das schandhafte Tun von Rechtspopulisten (oder auch Islamisten) aufdecken, gibt es kein Schuldeingeständnis sondern eine Umkehrung der Tatsaschen. Als schönstes einigermaßen aktuelles Beispiel wäre das mittlerweile völlig schmerzbefreite Auftreten von H.C. Strache anzuführen. Dass eine Demokratie dann am besten funktioniert wenn sie sozial ist, wurde niemals besser demonstriert als Willy Brandt und Bruno Kreisky in Deutschland und Österreich das Sagen hatten. Es passiert allzu selten dass die Verbreiter und Schürer des Hasses deutlich in die Schranken gewiesen werden. In Deutschland gab es zuletzt einen Schulterschluss aller demokratischen Parteien gegenüber der AfD nach dem Wahlfiasko in Thüringen. In Österreich gibt es ja leider nach wie vor genügend Konservative welche der FPÖ Regierungsverantwortung zutrauen. Wiewohl Kickl, Hofer und ihre Burschenschaften in den letzten Jahren alles Menschenmögliche getan haben um das gesellschaftliche Klima zu
vergiften. Die Schwarz-Weiß-Denker (Islamisten und Rechtsextreme in Gegensätzen vereint) sehnen sich nach einem autoritären Führer der dafür sorgt dass es den Anderen jedenfalls schlecht ergehen sollte. Die „Anderen“ sind in diesem Falle wir, also die Zivilgesellschaft. Wir leben immer noch in einer ziemlich gut funktionierenden Demokratie – damit das auch so bleibt, sollten wir alle daran arbeiten und auch einem freundlich lächelnden Bundeskanzler hin und wieder ein wenig auf die Finger schauen.
Sigi Stupnig, Psychologe