Im Rahmen der Auflösung der Sowjetunion erklärte sich Tschetschenien 1991 unabhängig. Inguschetien, bis dahin Teil Tschetscheniens, spaltete sich ab und blieb russisch. Im Jahr 1994 unterstützte Russland einen Putschversuch, nach dessen Scheitern der erste Tschetschenienkrieg begann. Im August 1996 gaben sich die russischen Truppen geschlagen und eine Friedensvereinbarung beendete den Krieg.

In den folgenden Jahren konnte sich Tschetschenien nicht politisch stabilisieren. Tschetschen*innen, die damals für Wiederaufbau nach dem Krieg, für demokratische Strukturen, humanitäre Hilfe, internationale Kontakte eintraten, beklagen die mangelnde politische Unterstützung durch OSZE, EU und europäische Politik. Die russische „Teile-und-herrsche“–Politik sorgte für weitere Instabilität und so konnten sich extreme Kräfte durchsetzen. Beispielsweise wurde in Tschetschenien das Scharia-Recht eingeführt. 1999 griffen tschetschenische Kämpfer das benachbarte Dagestan an. Der neue Präsident Vladimir Putin begann eine beispiellose Hetzkampagne gegen alle Tschetschen*innen, diffamierte sie als Volk und ließ sie landesweit verfolgen. Die Bombenexplosionen in Wohnhäusern in Russland wurden als ein Vorwand genutzt, um neuerlich einen Krieg gegen Tschetschenien zu beginnen. Mit Russlands Intervention für Dagestan begann der zweite Tschetschenienkrieg. Dieser wurde von russischer Seite mit größter Brutalität unter Einsatz der Luftwaffe und Artillerie mit menschenverachtender Gewalt gegen Zivilisten geführt. Die Opferzahlen sind bis heute nicht bekannt. Schätzungen zufolge muss von mindestens 200.000 Toten auf tschetschenischer Seite ausgegangen werden. Im Zuge des Krieges setzten die tschetschenischen Kämpfer vermehrt auf Terror. Sie trugen diesen in die russischen Städte und verübten Anschläge, unter anderem auf ein Theater in Moskau und eine Schule in Beslan. Auch durch das umstrittene Vorgehen der russischen Armee kamen dabei hunderte Menschen ums Leben. Bis heute werden damals aktive Kämpfer, „Wahabiten“, „Separatisten“, „Terroristen“, als Teil der „Anti-Terror“-Operationen verfolgt. Ohne Waffenstillstand oder Friedensverhandlung erklärte die russische Regierung den Krieg 2009 für beendet.