Tschetschenischer „Schlächter“ als Kriegsheld in der Agrarregion Russlands:Plakatpatriotismus als Wahltechnologie des Blitzkrieges in einer kleinen Heimat

Prolog 

Die Tschetschenienkriege Mitte der 90er – Anfang der 2000er Jahre sind schon lange her. Und die Namen von Truppenführer wie  Troschew, Kazanzew, Schamanow klingen schon nicht so vertraut…. Russland, folgend seinen ruhmreichen Traditionen des Völkermords gegenüber dem eigenen und anderen Völkern, zerstörte Tausende von Leben russischer Soldaten und Offiziere. Darüber hinaus wurden auch Tausende von Zivilisten in Tschetschenien brutal vernichtet. https://www.youtube.com/watch?v=hXiN6QtxdGw Und nicht immer durch Granaten oder Kugeln, vielmehr – durch die Hand des russischen Militärs.

In diesem Zusammenhang kann man sich an den Fall Oberst Budanow erinnern, der öffentliche Resonanz in Russland und in der ganzen Welt auslöste: 2003 wurde er zu 10 Jahren Gefängnis wegen Entführung, Vergewaltigung und Ermordung des 18-jährigen tschetschenischen Mädchen Elza Kungajewa verurteilt. Dabei muss man auch sich ins Gedächtnis zurück rufen, dass der Anwalt Stanislaw Markelow

der die Interessen der Familie von Elza Kungajewa vertrat, von einem Killer getötet wurde.

Ebenso eliminiert wurde  die weltbekannte Journalistin Anna Politkowskaja, die zusammen mit anderen Menschenrechtsaktivisten russische Führer und Militärs wegen Gewalttaten gegen Zivilisten in Tschetschenien hart kritisierte. So ließ sie sich einmal auf dem NTV-Sender  kühn in eine Debatte mit Wladimir Schamanow https://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Anatoljewitsch_Schamanow  ein https://www.youtube.com/watch?v=2v7_1xKgObw, den die Medien oft als „den zweiten Eromolov“ https://www.ap22.ru/paper/Ermolov-nashih-dney.html. bezeichnen. Aber wenn wir die Artikel unabhängiger Journalisten lesen, wie zum Beispiel des ehemaligen Kolumnisten der Zeitung „Soverschenno Sekretno“, Wladimir Woronov, in dem andere Militärs über Schamanow sprechen, finden wir ganz interessante Zeugnisse. http://www.chaskor.ru/article/ochen_surovyj_6758

Staatsduma-Wahlen am 19. September 2021: unsere Tage

Es bleibt nur eine Woche bis Duma-Wahlen … Am 19. September werden die Sieger bestimmt. In der Hauptstadt und in den Regionen Russlands war dieser Sommer im wörtlichen wie im übertragenen Sinne heiß  – geprägt von einem heftigen Wahlkampf. Die moderne russische Propaganda versuchte, viele Kandidaten zu diskreditieren und sie als Volksfeinde, Oppositionelle darzustellen.

Einige von ihnen waren sie gezwungen, Russland zu verlassen, da sie von den Sicherheitsdiensten verfolgt wurden. Und diejenigen, die blieben, überwanden zahlreiche bürokratische Hürden, hielten der Verfolgung stand und waren zahlreichen Angriffen von Provokateuren ausgesetzt. Aber die Kandidaten von „Einiges Russland“ sind offenbar nach wie vor ganz ruhig und zuversichtlich. Davon zeugen ihre eher primitiven Techniken des Plakatpatriotismus und der Konsolidierungsversuche: Auf Bannern und Plakaten finden sich Slogans, in denen die Worte „Vertrauen“, „Sorge für jedermann“, „Reformen“, „alle zusammen“ zu sehen sind.

Der Horrorfilm “Vladimir Anatoljewitsch kehrt zurück“?

Heute, beim Spaziergang auf den Strassen der Stadt Barnaul, ist es möglich, 

Wladimir Anatoljewitsch Schamanow zu treffen…Auf Wahlbannern und Plakaten.

Gemeinsam mit Parteikollegen kandidiert er auch. 2 Jahre vor den Wahlen hat er eine Art Aufmarschbasis geschaffen  – eine Stiftung, deren Existenz und Tätigkeiten natürlich kurz als Propaganda vor Wahlen genutzt werden. https://katun24.ru/news/647882  Die lokalen Medien berichten über seine Reisen in die Hauptstadt und andere Städte der Region https://barnaul.bezformata.com/listnews/posetili-znakovie-mesta-barnaula/97360782/.Gleichzeitig werden recht absurde Texte veröffentlicht, in denen die konkreten Pläne von Schamanow selbst nicht ganz klar sind. Zum Beispiel, während einer Reise in die Stadt Rubzowsk, „nachdem er sich mit der Arbeit des ersten Technoparks in unserer Region „Südaltai“ vertraut gemacht und das industrielle Potenzial von Rubzowsk erkannt hatte, achtete Wladimir Schamanow auf die Erhaltung der ruhmreichen Sporttraditionen.“ https://barnaul.bezformata.com/listnews/vladimir-shamanov-posetil-rubtcovsk/97435795/ Nun, wie bei Michail Lermontow in „Borodino“ „in einem Bündel von Pferden gemischt, Leute…“ Analysiert man allgemein die von Schamanow selbst geäußerten Texte, dann versteht man, dass sie wie ein Durchschlag von jemandem verfasst wurden und den Propagandatexten der Sowjetzeit ähneln: es gibt zu wenig Konkretes, zu viel Siegesrhetorik. Offensichtlich setzt der Beamte mit dem geplanten Blitzkrieg bei den Wahlen nach wie vor auf Plakatpatriotismus.

Die Zukunft der Region Altai: Märchen ohne Happy-End?

Da es schwierig ist, irgendwo ein bestimmtes Programm oder Pläne von Wladimir Anatoljewitsch für Transformationen in der Region zu finden, bleibt es nicht anders übrig beim Anschauen seines Aufruf s https://www.youtube.com/watch?v=-EDqKnVIC8s zu vermuten. Und ehrlich gesagt, nicht ohne Angst…Und man fühlt ein übermächtiges Verlangen, ihn anzusprechen:  „Herr Schamanow, da Sie zu Ihrer Zeit die Zivilisten Tschetscheniens nicht verschont haben, dann lassen Sie nicht, die Bewohner der Altai-Region und Russlands vom Schicksal schwer geprüft zu werden. Gerade Sie brauchen wirklich nicht, diese verarmte Region zu reformieren. Ziehen Sie sich  auf Ihr Altenteil zurück. Glauben Sie bitte, so wird die Region zumindest eine Chance haben, auch wenn in ferner Zukunft. Denn…nach der Tätigkeit solcher Leute wie Sie bleiben nur Ruinen“.

 

Vlad Daniltchenko,

Experte im Bereich Informationskriege,

freiberuflicher Journalist, Berlin