Der Besuch der deutschen Soziologin Necla Kelek am 10. Oktober 2022 auf Einladung des Vereins Aspis in Klagenfurt darf auch zum Anlass dazu genommen werden muslimische, patriarchalische und traditionelle Stammesgesetze mit der gebotenen kritischen Aufmerksamkeit zu betrachten. Die türkischstämmige Publizistin berichtet in ihren Büchern („Die fremde Braut“) von systematischer Gewalt gegen Frauen und Kindern in konservativen patriarchalen Familien.

Wir müssen und dessen bewusst sein das diese Gewalt nicht nur in den totalitär und autoritär regierten Herkunftsländern passiert sondern auch bei unseren
Nachbarn. Ja eh, Gewalt an Frauen und Kindern geschieht überall, aber in Österreich gibt es seit den Kreisky Jahren gesetzliche Bestimmungen welche (die vorwiegend männlichen) Gewalttäter in der Familie sanktioniert. Diese Bestimmungen gibt es in den Herkunftsländern vieler nach Österreich eingewanderter bzw. geflüchteter Menschen nicht. Ganz entscheidend für die Entwicklung unserer Gesellschaft wird es auch sein, dass „Kategorien wie Ehre, Schande, Scham, aufgrund welcher Frauen unterdrückt werden nicht durch Kultur, Herkunft, Bräuche oder Religion zu rechtfertigen.“ Es handelt sich hierbei um traditionsbedingte Gewaltformen welche als Strafdelikte behandelt werden müssen (siehe Emina Saric, „Ehre, Scham und Schande. Warum wird Frauen Gewalt angetan?“).

Den Stimmen der liberalen und reformfreudigen muslimischen Menschen in Österreich/Europa muss noch mehr Gewicht verliehen werden. Dass mutige KritikerInnen eines rigiden und erzkonservativen Islam Verständnisses mit dem Tod bedroht werden (Beispiele dafür gibt es zuhauf: Almer Albayati,
Seyran Ates…) sollte alle in Österreich lebenden Menschen aufrütteln und insbesondere muslimische Glaubensgemeinschaften dazu anregen Attentate und diverse Bedrohungszenarien eindeutig zu verurteilen. Der berühmte afghanisch stämmige Bestseller Autor Khaled Hosseini der weltweit gelesen wird äußert diesbezüglich einen jedenfalls zu unterstützenden Wunsch: „Ich hoffe, dass die islamischen Führer des 21. Jahrhunderts in der Lage sein werden, sich von der antiquierten Idee der Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern zu befreien und sich einem angemesseneren und fortschrittlicheren Ansatz zuwenden.“ Und ja, ich kenne auch viele Familien mit Migrationshintergrund in denen selbstredend Gewaltverzicht herrscht und Frauen und Männer sowie Mädchen und Buben
gleich an Rechten sind.

Siegfried Stupnig, Psychologe