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Jugendliche verbringen immer mehr Zeit vor Bildschirmen – sozialer Hintergrund bestimmt Stundenausmaß mit. 

Für Kinder und Jugendliche wird der Medienkonsum als Freizeitaktivität immer wichtiger. Im Schnitt beschäftigen sie sich bis zu 10,3 Stunden pro Tag mit Handy, Tablet und Co. Körperliche Aktivitäten wie Sport verlieren dabei an Bedeutung, hier kommen die Jugendlichen nur auf knapp über fünf Stunden pro Woche.

Medien dominieren Alltag

Für die vorliegende Studie, kürzlich veröffentlicht im renommierten Journal „Wiener klinische Wochenschrift – The Central European Journal of Medicine“, wurden 391 Heranwachsende im Alter zwischen zehn und 14 Jahren an vier Tiroler Schulen untersucht.

Die erhobenen Daten der Studie zeigen, wie sehr der Medienkonsum den Alltag der Jugendlichen dominiert. Im Schnitt verfügt jeder der Befragten über fünf bis sechs der folgenden Geräte: Fernseher, Mobiltelefon, Smartphone, Tablet, PC oder Laptop, stationäre und portable Spielkonsolen, CD-Spieler, MP3-Player und Radio. Die Anzahl der verfügbaren Medien ist dabei unabhängig von Alter, Schultyp, möglichem Migrationshintergrund und dem sozialen Status der Familien. „Über 60 Prozent der Kinder haben ein eigenes TV-Gerät in ihrem Zimmer und sitzen bereits vor dem Schulbeginn vor dem Fernseher“, so Studienautor Klaus Greier im Gespräch mit dem STANDARD.

Hoher BMI – weniger Bewegung.

Das Forschungsteam hatte für die Studie zunächst den Body-Mass-Index und die motorischen Fähigkeiten der Jugendlichen bestimmt. Dabei zeigte sich, dass es hier kaum einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt. 71,5 Prozent der Buben sind demnach normalgewichtig, bei den Mädchen sind es 75 Prozent.

Danach wurden die Jugendlichen mittels Fragebogen zu ihrer Freizeitgestaltung befragt, dabei ergab sich Folgendes: Im Durchschnitt betätigen sich die Kinder und Jugendlichen an 4,4 Tagen der Woche sportlich und sind wöchentlich durchschnittlich über einen Zeitraum von 5,1 Stunden aktiv. Die Höhe des BMI ist in diesem Zusammenhang der signifikanteste Faktor. Außerdem gab insgesamt ein Viertel der Befragten an, dass sie in ihrem Leben nicht auf Sport verzichten könnten.

Parallelnutzung im Trend

Aus den Angaben der Jugendlichen zur Verwendung der ihnen verfügbaren elektronischen Unterhaltungsmedien ergab sich eine durchschnittliche Gesamtnutzung von 10,3 Stunden pro Tag. Am Wochenende sind es sogar bis zu zwölf Stunden. Der Konsum von Medien mit Bildschirmen macht davon unter der Woche im Durchschnitt 8,2 Stunden aus, am Wochenende sind es 9,9 Stunden. Die Gesamtwerte sind bei den Buben um 2,5 Stunden höher als bei den Mädchen.

Dabei gilt es zu beachten, dass die Jugendlichen immer stärker dazu neigen, ihre Geräte parallel zu nutzen. „Wir konnten erheben, dass die Jugendlichen heutzutage oft verschiedene Medien gleichzeitig im Einsatz haben“, erklärt Klaus Greier. Es sei demnach mittlerweile üblich, dass „Kinder zugleich den Fernseher oder Computer nutzen und parallel dazu mittels Smartphone oder Tablet aktiv sind“.

Knapp ein Drittel, 31,1 Prozent der Befragten, sagte außerdem von sich selbst, dass sie ohne Smartphone nicht leben könnten. Die soziale Schicht oder ein möglicher Migrationshintergrund spielten dabei keine Rolle.

Unterschiede nach sozialem Milieu

Während der soziale Hintergrund bei der Anzahl an Unterhaltungsmedien keinen Unterschied macht, ist er bei der Verwendungsdauer sehr wohl ausschlaggebend. Betrachtet man beispielsweise die Nutzungsdauer der Kinder mit und ohne Migrationshintergrund getrennt voneinander, zeigt sich ein deutlicher Unterschied. Hier stehen 12,8 Stunden unter der Woche und 15 Stunden am Wochenende bei Kindern mit Migrationshintergrund und 9,5 und 10,8 Stunden bei Kindern ohne Migrationshintergrund einander gegenüber. Noch deutlicher werden die Unterschiede sichtbar, wenn man den sozioökonomischen Status der Kinder betrachtet. In Haushalten, in denen mindestens ein Elternteil einen Hochschulabschluss hat, verbringen die Jugendlichen die geringste Zeit mit Medienkonsum, nämlich durchschnittlich 7,4 Stunden pro Tag.

Bei der durchschnittlichen Stundenanzahl, die die Jugendlichen mit Sport und Bewegung zubringen, zeigt sich der gleiche Trend. Die Kinder aus Akademikerhaushalten bewegen sich rund 6,2 Stunden pro Woche, die Kinder aus Familien ohne akademischen Hintergrund nur durchschnittlich 4,6 Stunden.

Zusammenfassend betrachtet gehen starker Medienkonsum, ein hoher BMI-Wert und Migrationshintergrund mit geringerer sportlicher Aktivität und weniger motorischen Fähigkeiten der Jugendlichen einher. Eine eindeutige Kausalität ist hierbei allerdings nicht nachweisbar. Denn der Medienkonsum beeinflusst die sportliche Aktivitäten und die motorische Fähigkeiten nicht per se. Eher handelt es sich dabei um einen „Zeitkiller“ und ist damit Teil des komplexen Freizeitverhaltens von Jugendlichen. – derstandard.at/2000062922614/Jugendstudie-Laptop-und-Smartphone-statt-Fussball-und-Radfahren

 

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