Mit fünf Schuld- und drei Freisprüchen ist am Dienstag der Prozess gegen eine Jugendbande ausgegangen, die seit Herbst 2016 mit zahlreichen Raubüberfällen Meidling unsicher gemacht hat. Ihre Beute waren unter anderem Kaugummis.

Der 15-jährige Drahtzieher wurde wegen schweren Raubes, schwerer Körperverletzung, Diebstahl und Gefährdung der körperlichen Sicherheit zu 30 Monaten, davon zehn unbedingt verurteilt. Sein 15-jähriger Komplize, der bei den Überfällen mit Messer und Elektroschocker die Opfer eingeschüchtert hatte, bekam eine 18-monatige teilbedingte Strafe, er muss wegen schweren Raubes sechs Monate hinter Gitter. Ein weiterer 15-Jähriger fasste eine teilbedingte Strafe von 24 Monaten aus, er muss acht Monate ins Gefängnis.

Zwei weitere Komplizen – deren Verfahren wurden im Lauf des Tages ausgeschieden – wurden zu sechs bzw. zehn Monaten bedingt verurteilt. Alle anderen wurden freigesprochen. Bis auf eines sind bereits alle Urteile rechtskräftig.

Überfälle mit Messer und Elektroschocker

Die meisten der acht Jugendlichen waren zum Tatzeitraum gerade einmal strafmündig. Die Burschen im Alter von 14 bis 17 Jahren leben in Meidling im gleichen Wohnbau und suchten sich in der näheren Umgebung ihre meist viel jüngeren und schwächeren Raubopfer aus. Ihre Beute war meist gering, dafür schüchterten sie bei mindestens drei Überfällen ihre Opfer mit Messer und Elektroschocker ein. Mit den Worten „die Faust geben“, „lasst uns den verprügeln“ oder „den Meier machen“ gingen sie auf die Geschädigten los.

So bedrohten sie einen schmächtigen Burschen in einem Linienbus mit dem Messer, damit er Geld locker macht. Als der Bursche sein ganzes Geld in Höhe von 1,50 Euro herausrückte, war das der Bande zu wenig. Sie verfolgten ihn beim Umsteigen in den nächsten Bus, umzingelten und bedrängten ihn. Die Staatsanwältin sprach von einer „kriminellen Energie, die bei so jungen Menschen nicht so häufig vorkommt“. In einem weiteren Fall schlugen sie einem Burschen die Brille von der Nase, um Kaugummis und eine 3D-Brille von ihm zu rauben.

Opfern ins Gesicht geschlagen

Vor der Richterin machten die Burschen einen recht eingeschüchterten Eindruck. Mehrmals musste die Schöffensenatsvorsitzende nachfragen, weil sie die Antworten der Jugendlichen nicht verstand. Ein 14-Jähriger ließ sich mit den Antworten minutenlang Zeit, bis es dem beisitzenden Richterreichte: „Brauchen Sie immer so lange beim Antworten? Weil sonst sitzen wir bis morgen da!“

Selbstbewusster setzten sich ihre mutmaßlichen Mittäter auf den Zeugenstuhl. Weil sie unter 14 Jahre alt waren, konnten sich gerichtlich nicht belangt werden. Ein 13-Jähriger kam etwa grinsend und Kaugummi kauend in den Gerichtssaal. Nachdem er nach Aufforderung der Richterin den Kaugummi ausgespuckt hatte, berichtete er unverblümt, bei den Überfällen dabei gewesen zu sein und den Opfern ins Gesicht geschlagen zu haben. „Sie sitzen nur nicht hier, weil sie noch nicht strafmündig sind“, sagte die Richterin.

 

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