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Wien, 2017-10-17 – 1.542.000 Menschen waren im Jahr 2016 in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.

Betroffen sind vor allem Langzeitarbeitslose, Personen mit Nicht-Europäischer (EU-28/EFTA) Staatsbürgerschaft, Alleinerziehende, Singlehaushalte, kinderreiche Familien und Personen mit maximal Pflichtschulabschluss. Ein Leben in Armut wirkt sich vorrangig bei Männern auch auf die Lebenserwartung aus. Sozialstaatliche Maßnahmen wie Arbeitslosengeld und Familienbeihilfe leisten einen wesentlichen Beitrag zur Reduktion von Armut. Wer sich über die weiteren Aspekte des breiten Themenfelds „Armut“ in knapper Form informieren möchte, findet die wesentlichen Aussagen zusammengefasst in der neuen, monatlich erscheinenden Serie „Statistics Brief“, die von Statistik Austria heute anlässlich des Internationalen Tages zur Bekämpfung von Armut erstmals publiziert wird.

Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung

14,1% der Bevölkerung waren im Jahr 2016 laut EU-SILC armutsgefährdet. Bei der Maßzahl „Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung“ fließen zusätzlich absolute Komponenten (wie keine/sehr niedrige Erwerbsintensität im Haushalt) ein. Demnach waren 2008 noch 20,6% der österreichischen Gesamtbevölkerung armuts- oder ausgrenzungsgefährdet, 2016 waren es 18%.

Wer ist betroffen?

In Österreich sind Langzeitarbeitslose zu 79% einem Armuts- oder Ausgrenzungsrisiko ausgesetzt, Personen mit Nicht-Europäischer (EU-28/ EFTA) Staatsbürgerschaft zu 51%. Frauen (19%) sind von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung stärker betroffen als Männer (16%), Personen in Ein-Eltern-Haushalten (Alleinerziehende) unterliegen einem erhöhten Risiko (38%). Personen, deren höchste abgeschlossene Schulbildung die Pflichtschule ist, weisen mit 28% eine deutlich höhere Betroffenheit auf als Personen mit höherem Bildungsabschluss. Auch kinderreiche Familien (mit drei oder mehr Kindern) sind häufig von Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung betroffen.

Armut beeinflusst die Lebensrealität

Wie die Konsumerhebung 2014/2015 zeigt, geben Haushalte im untersten Einkommens-Quartil relativ mehr für Wohnen (31,0%) bzw. Ernährung (14,4%) aus als einkommensstarke Haushalte (23,8% bzw. 9,3%). Letztere geben hingegen mehr für Verkehr (15,6%) und Freizeit (13,4%) aus als einkommensschwache Haushalte (10,2% bzw. 9,4%). Unterschiedliche Startvoraussetzungen für Kinder je nach Einkommenssituation ihrer Haushalte zeigen sich u. a. am Schulbesuch: Rund 80% der Kinder in Haushalten mit hohem Einkommen besuchen die Unterstufe einer AHS, Kinder aus Haushalten mit niedrigem Einkommen tun dies nur zu 19%.

Maßnahmen zur Reduktion von Armut

Durch den Bezug von Pensionen, Familienbeihilfen, Arbeitslosengeldern und sonstigen (monetären) Sozialleistungen reduziert sich die Armutsgefährdung auf 14,1% der Bevölkerung. Der größere Anteil der monetären Sozialleistungen entfällt auf sozialversicherungsrechtliche und universelle Geldleistungen, der weitaus kleinere Teil sind bedarfsgeprüfte Geldleistungen, wie Ausgleichszulage, Notstandshilfe und Bedarfsorientierte Mindestsicherung (BMS). 2016 erhielten insgesamt 307.533 Personen eine BMS-Leistung. Die Leistungshöhe pro Bedarfsgemeinschaft betrug 589 Euro monatlich, die durchschnittliche Bezugsdauer betrug 8,1 Monate.

Grafik 3

 

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