Wir Tschetschenen brauchen nicht Anhänger der Tschetschenen, wir brauchen Anhänger der Wahrheit. Und in dieser Welt bin ich auf der Seite der Wahrheit.

Ich weiß, für Sie in Deutschland und in der heutigen Welt klingt das archaisch – aber es gibt Werte, wenn Du die verrätst, bist Du ein Niemand. Gibt es in diesem Konflikt denn nur die eine Wahrheit – oder mehrere? Es ist ganz einfach, in diesem Konflikt die Wahrheit zu wählen.

Sie sprechen, als gäbe es nur zwei Seiten: Besatzer und Widerstand. Laut der Journalistin Anna Politkowskaja zerfällt der aber in «Westler» um den gemäßigten Präsidenten Maschadow, «Araber» – Anhänger einer Islamisierung – und kleine Gruppen, die aus persönlicher Rache kämpfen.

Ich bewundere Frau Politkowskaja für ihre mutigen Reportagen, aber hier versucht sie, allzu schlau zu sein. Welcher Krieg gegen Besatzer war denn je einheitlich? Man muss doch den Kern des Konflikts sehen. Unser Volk hat man nicht wegen El Kaida deportiert! Sicher, mancher kämpft aus Rache, mancher mit anderen Zielen, mancher im Namen Allahs, das gibt es alles – aber nur, weil die Besatzer kamen und ganz Tschetschenien ein KZ ist.

Wenn Sie fragen, ob sich die tschetschenische Gesellschaft radikalisiert und zum Extremismus neigt – sicher! Das ist offensichtlich. Was bleibt den Menschen auch außer der Religion? Wo ist Recht und Gesetz, wo das Völkerrecht? Europa tut nichts, es sagt noch nicht einmal Putin, dass das schlecht ist, was dort passiert! Aber eines versichere ich ihnen: Am Ende wird sowieso Europa das Problem lösen müssen – je früher es das tut, umso besser.

Apti Bisultanov.