Elisabeth Köstinger (ÖVP) FOTO: APA/ROBERT JÄGER

Kurz setzt einmal mehr auf Köstinger

Der neue ÖVP-Chef vertraute vom ersten Tag weg auf Elisabeth Köstinger. Sebastian Kurz wollte den orchestrierten Imagewandel der Volkspartei in der Parteizentrale in der Lichtenfelsgasse beginnen. Seine langjährige Vertraute, die weit über schwarz-türkise Kreise hinaus Elli gerufen wird, übernahm das Parteimanagement gemeinsam mit Stefan Steiner, einem weiteren Kurz-Intimus.

Sie gilt als loyal und zielstrebig, im Wahlkampf wurde sie als Gesicht der neuen Kurz-Bewegung bezeichnet, da sie die Türkisen nach außen repräsentieren sollte. Doch neu war die Europa-Politikerin damals nicht in der Partei. Die Kärntner Bauerntochter engagierte sich schon als Jugendliche in der Landjugend der Landwirtschaftskammer und dann in der Jungbauernschaft, der Jugendorganisation des Bauernbundes, in der sie ihre politische Karriere startete. Dass Köstinger in der ÖVP angekommen ist, zeigte sich spätestens, als Kurz‘ Vorgänger Reinhold Mitterlehner sie zu einer seiner Stellvertreterinnen ernannte.

Jetzt setzt Kurz einmal mehr auf Köstinger und nominiert sie, mit 38 Jahren als bisher jüngste Kandidatin, als Nationalratspräsidentin – zumindest vorübergehend. Vielleicht muss er als Kanzler ja noch einmal auf die Agrarexpertin zurückgreifen, wenn er Ministerposten zu vergeben hat. Doch während das Ende der Regierungsverhandlungen mit den Freiheitlichen noch nicht absehbar ist, tritt am 9. November der neugewählte Nationalrat erstmals zusammen. Erfahrungen im Hohen Haus kann die gebürtige Granitztalerin nicht vorweisen, dafür kennt sie aber die Abläufe aus dem EU-Parlament, in dem sie seit 2009 sitzt.

Bei ihren Kollegen erarbeitete sie sich bald den Ruf als Expertin für Agrarmärkte und wurde von ihnen zur EU-Abgeordneten des Jahres 2014 gewählt. Dass sie wahlkämpfen kann, zeigte Köstinger im Nationalratswahlkampf, als sie auf dem zweiten Listenplatz hinter Kurz kandidierte und die meisten Vorzugsstimmen in Kärnten erzielte.

Privat ist wenig über die Politikerin bekannt. Die sozialen Netzwerke bedient sie zwar eifrig, postet aber vor allem Fotos aus ihrem politischen Alltag. Ab und zu erklärt sie online ihre Liebe zu gutem Essen und berichtet von ihrer Leidenschaft für Natur und Laufen. Aber noch etwas verbindet sie mit ihrem Parteichef: ein abgebrochenes Universitätsstudium. Köstinger inskribierte Publizistik in Klagenfurt, entschied sich dann aber für die Politik.

Marie-Theres Egyed,

7.11.2017

 

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