Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy und der damalige libysche Diktator Muammar al-Gaddafi im Dezember 2007 in Paris

Der ehemalige französische Präsident Nicolas Sarkozy befindet sich wegen des Verdachts illegaler Wahlkampfspenden aus dem Ausland derzeit in Polizeigewahrsam. Dem konservativen Politiker wird zur Last gelegt, im Präsidentschaftswahlkampf 2007 Spenden des damaligen libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi angenommen zu haben.

Das berichten unter anderem die französische Zeitung „Le Monde“und die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach sei Sarkozy am Dienstag bei der Kriminalpolizei des Pariser Vororts Nanterre erschienen, um sich verhören zu lassen. Noch als Präsident nannte Sarkozy die Vorwürfe „grotesk“.

Französische Medien berichten bereits seit Jahren immer wieder über den Verdacht der möglichen illegalen Wahlkampffinanzierung durch das damalige libysche Regime. Im Jahr 2016 soll die französische Justiz in den Besitz schriftlicher Notizen des ehemaligen libyschen Erdöl- und Premierministers Choukri Ghanem gelangt sein. Darin soll er drei Überweisungen an das Sarkozy-Wahlkampfteam in Höhe von 6,5 Millionen Euro erwähnt haben. Ghanem selbst kann nicht mehr aussagen: Er war im April 2012 tot in der Donau in Wienaufgefunden worden.

„Wir haben ihm das Geld geliefert“

Gaddafi selbst hatte die Spekulationen im März 2011 befeuert. Im nicht veröffentlichten Teil eines Interviews für „Le Figaro“ hatte der libysche Machthaber sich damals französischenMedienberichten zufolge über den undankbaren Sarkozy beschwert: „Wir haben ihm das Geld gegeben, das es ihm ermöglicht hat, zu gewinnen“, soll Gaddafi damals gesagt haben. „Er hat mich um finanzielle Hilfe gebeten, und er hat sie bekommen.“ Auch einer von Gaddafis Söhnen und ein Übersetzer des Diktators hatten ähnliche Anspielungen getätigt.

Sarkozy hatte in den ersten Jahren seiner Amtszeit ein freundschaftliches Verhältnis zu Gaddafi, 2011 war er aber federführend bei der internationalen militärischen Intervention gegen den libyschen Diktator. Gaddafi starb im Oktober jenes Jahres unter ungeklärten Umständen, als er den libyschen Rebellen in die Hände fiel. Sarkozy verlor ein Jahr später die Präsidentschaftswahl gegen den sozialistischen Kandidaten Francois Hollande.

 

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