Der ukrainische Reformpolitiker Wiktor Juschtschenko überlebte eine schwere Dioxinvergiftung. Die BBC hat ihn anlässlich des in Grossbritannien vergifteten Spions interviewt.
Auf die richtige Spur hatten die auffälligen Geschwulste und Zysten im Gesicht des Politikers geführt, die Chlorakne genannt werden und ein Symptom der Dioxinvergiftung sind.
Angesichts des Falls um den in Grossbritannien vergifteten Spion Sergei Skripal gab Juschtschenko der BBC ein Interview. Er erzählt dem britischen Sender, wie er an jenem 6. September 2004 nach Hause gekommen war. «Meine Frau sagte mir nach dem Begrüssungskuss: ‹Deine Lippen schmecken metallisch.›»
«Das Gift war dem Reis beigemischt worden»
Juschtschenko war von einem Essen mit dem Chef und dem stellvertretenden Chef des ukrainischen Geheimdienstes gekommen. «Gemäss den Ermittlungen war das Gift beim Essen dem Reis beigemischt worden», erzählt Juschtschenko jetzt.
Er sei zur Behandlung nach Österreich gefahren. «Nach zwei oder drei Tagen schwoll mein Körper an. Mein Kopf wurde dramatisch grösser. Der Schmerz durchflutete meinen ganzen Körper. Dann hatte ich überall Entzündungen und Eiterpusteln.»
Juschtschenko warnt Europäer vor Russland
Auf die Frage, ob er denke, der russische Präsident Waldimir Putin habe die Vergiftung in Auftrag gegeben, sagt Juschtschenko: «Ich kenne die Antwort, aber ich kann sie nicht sagen.»
Was sein erster Gedanken gewesen sei, als er vom vergifteten Skripal erfahren habe? «Es tut mir weh, dass Europa so blind ist. Dass die Europäer so unfreundlich miteinander sind», sagt Juschtschenko. Er würde es begrüssen, wenn die EU «endlich realisiert, dass die grösste Herausforderung für ihre Bürger die mittelalterliche Politik ist, die Russland im 21. Jahrhundert noch verfolgt».
Juschtschenko hätte 2004 beinahe nicht überlebt. Dass er sich bald nach Einnahme des Giftes habe übergeben müssen, dürfte ihn gerettet haben. Von dem Anschlag ist Juschtschenko bis heute gezeichnet: Der 64-Jährige musste sich am Universitätsspital Genf und in anderen Kliniken rund 25 hautchirurgischen Eingriffen unterziehen, um die unzähligen Narben der Chlorakne zu behandeln.
Auftraggeber bis heute unklar, aber …
Wer für die Vergiftung des ukrainischen Politikers verantwortlich ist, konnte bisher nicht geklärt werden.
In der Ukraine wird oft Russland dafür verantwortlich gemacht, weil Juschtschenko bei den Wahlen 2004 gegen einen von Moskau unterstützten Bewerber antrat. Ausserdem gehört Russland zu den wenigen Ländern, die Dioxin nach der Formel produzieren, wie es bei Juschtschenko gefunden wurde, wie die «Süddeutsche Zeitung» schreibt.
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