7.000 Arbeitslose wurden vom AMS Wien seit Juli 2017 zum Deutsch-Einstufungstest gebeten. Darunter waren auch Menschen, die in Österreich ihre Ausbildung absolviert haben – und sogar Deutsche.
WIEN. Skurril war es für Zdenko Pintaric schon, als der Brief ins Haus flatterte: „Ich bekam eine Vorladung zum Deutsch-Einstufungstest vom AMS und war zunächst einmal sprachlos.“ Optional wirkte die Einladung nicht – und der derzeit als arbeitslos gemeldete Pintaric wollte nichts falsch zu machen, und beschloss deshalb, sicherheitshalber am Test teilzunehmen. Zwei Tage lang wurden seine Deutschkenntnisse geprüft – einmal mündlich, einmal schriftlich.
Kurios ist das deshalb, weil Zdenko Pintaric ausgezeichnet Deutsch spricht – etwas, was das Arbeitsmarktservice (AMS) eigentlich wissen müsste, immerhin liegt Pintaric‘ Ausbildung inklusive Maturazeugnis dort vor. Auf tatsächliche Deutschkenntnisse, so Pintaric, sei aber offenbar nicht geachtet worden: „Bei der schriftlichen Prüfung hat uns niemand irgendetwas erklärt, aber bei der mündlichen ist mir dann gesagt worden, dass durch eine automatische Auswahl alle Ausländer zum Test gebeten werden – auch ein Bayer soll schon da gewesen sein.“ Für besonders sinnvoll hält er diese Maßnahme nicht: „Hier wird schließlich Steuergeld verschwendet.“ Pintaric selbst nimmt es mit Humor – nach dem Test wurde ihm Deutsch auf C2-Niveau, also der höchsten Stufe der Skala, bescheinigt.
„Es sind hier Fehler passiert“
Beim AMS Wien bestätigt man, dass hier ein Fehler passiert sein kann: „Das tut uns auf alle Fälle Leid“, sagt Sprecher Sebastian Paulick. In der Tat wurden im letzten Jahr 7.000 Kunden zum Deutsch-Einstufungstest geladen: „Wir hatten bei vielen kein klares Bild über die Deutschkenntnisse und wollten uns einen Überblick verschaffen, um treffsicherere Angebote stellen zu können.“ Es wurde also festgestellt, ob ein Deutschkurs sinnvoll wäre – auch um den Umfang der Kurse besser im Voraus planen zu können. Es wurden jene Kunden vorgeladen, bei denen man keine ausreichenden Daten über die Ausbildung vorliegen hatte. Und ja – 15 Tage lang wurden auch deutsche Staatsbürger eingeladen, bestätigt Paulick. „Das war nie unsere Absicht, aber es gab einen Fehler in dem Programm, dass die Zubuchungen erstellt hat. Eigentlich sollten Menschen aus deutschsprachigen Ländern ausgenommen sein.“ Mehr als eine Handvoll, schätzt er, waren es aber nicht.
Der materielle Schaden durch die Ungenauigkeiten hält sich in Grenzen: 37 Euro kostet ein Deutsch-Einstufungstest. Richtig sei aber, dass viele Menschen, die schon lange in Österreich leben, von der Vorladung irritiert waren: „Sie haben bei uns angerufen und gesagt ‚Ich bin hier zur Schule gegangen, was soll das?'“, erzählt Paulick und fügt hinzu: „Wir wollten niemanden verärgern.“
Wer vom AMS zu einer Maßnahme aufgefordert wird, die falsch oder unsinnig scheint, kann übrigens beim AMS Help Team anrufen und um Unterstützung bitten. „In diesen Fällen wurde dann am Telefon schon festgestellt, dass ausgezeichnete Deutschkenntnisse vorliegen und damit war die Sache erledigt.“ Kontakte zu dieser Ombudsstelle gibt es hier.
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