Zur Fußball-WM wird das ARD-Morgenmagazin live aus dem ostfriesischen Rußland berichten

Ein Idylle mit See und Birkenwäldchen, davor ein russisch gestyltes Wohnzimmer in einem Bauwagen und ein winziges Spielfeld: Es ist alles vorbereitet für die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland.

Der Ortsteil der ostfriesischen Gemeinde Friedeburg hat sich schon seit Wochen auf ein Medienereignis vorbereitet, das sich dort nicht so schnell wiederholen wird. An zwölf Tagen sendet das „ARD“-„Morgenmagazin“ („Moma“) während der WM-Spiele live aus dem kleinen Dorf mit gerade mal 250 Einwohnern. „Das ist eine unverhoffte und einmalige Chance, um bundesweit bekannt zu werden“, freut sich Bürgermeister Helfried Goetz (parteilos) auf den Sendestart.

Goetz musste nicht lange nach Ideen suchen, mit denen sich die insgesamt 10.000 Einwohner seiner Gemeinde jetzt vor geschätzt vier Millionen TV-Zuschauern präsentieren wollen: „Es kamen Vorschläge von allen Seiten, die Begeisterung war sofort da.“ Die Gemeinde postet alle Aktivitäten auf ihrer Homepage und auf einer Facebook-Seite, und dabei kam schon einiges zusammen. So wollen Landfrauen Russischen Zupfkuchen backen, der Shanty-Chor „Friedeburger Jungs“ singt „Kalinka“, und der Handarbeitsklub strickt Socken in den Nationalfarben.

Die Bildhauer Thorsten Schütt und Margareta Hihn haben eine fast lebensgroße Matrjoschka geschnitzt, eine Puppenfigur aus Eichenholz. Sie steht vor dem Ortsschild „Rußland, Ortschaft Friedeburg“ und ist beliebter Hintergrund für Gruppenfotos und Selfies. Fotogen ist auch das Eingangsschild am Nachbarort: Der heißt Amerika und erinnert an die Zeit der Auswanderer.

„Wir spielen ein bisschen mit diesen Klischees“

Es gibt drei Versionen für den Ursprung des Ortsnamens Rußland. Mal war es ein armer Bauer, der wegen seines rauen Auftretens Russe genannt wurde. Dann soll es das Gelände gewesen sein, das an unwegsame Landschaften in Russland erinnerte. Oder war es doch der Köhler, der früher dort wohnte und damals auch als Rußer bezeichnet wurde?

„WDR“-Redakteur Hubert Feller ist jedenfalls zufrieden mit der Kulisse für den Live-Sendeplatz an dem privaten Seegrundstück, das direkt hinter einem der zwei Gewerbegebiete von Friedeburg liegt. „Zu dem richtigen Russland hat jeder bestimmte Bilder im Kopf, und wir spielen ein bisschen mit diesen Klischees“, sagt Feller.

So werden die „Moma“-Moderatoren von Treckerfahrer Johann Christians (71) in einem Traktor-Oldtimer chauffiert und mit Gästen in dem auf russisch getrimmten Wohnzimmer talken. Mit Yared Dibaba und seiner Kollegin Okka Gundel sind zudem zwei echt plattdeutsch sprechende Moderatoren im TV-Team. Einen tierischen Beitrag am Film-Set soll schließlich die Ziege „Ilona“ liefern: Als Orakel muss sie vor jedem Spiel auf die Siegermannschaft tippen.

Für Bürgermeister Goetz ist ganz wichtig, dass Friedeburg im Fernsehen als weltoffene Gemeinde rüberkommt: „Wir sind offen für Neues und laufen nicht als spröde, wortkarge Ostfriesen den ganzen Tag im Fischerhemd rum.“ Die Euphorie im Dorf werde auch bei einem Ausscheiden der deutschen Mannschaft anhalten, meint Goetz: „Aber vielleicht kommen wir ja auch ins Endspiel.“

 

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