Mehr noch: Kneissls Einladung an Putin sei nach diplomatischen Gepflogenheiten äußerst befremdend, so der Innsbrucker Politikwissenschafter: „Das war wirklich kühn.“ Für Putin sei die Geste aber eine Gelegenheit zu demonstrieren, dass er nicht isoliert sei, sondern in einem EU-Land auch gesellschaftlich hochwillkommen.
Karas versteht Logik hinter Putin-Einladung nicht
Kritische Worte fand auch der ÖVP-Europaabgeordnete Othmar Karas. „Mir ist die Logik und die Absicht, ein so persönliches Fest auf diese Art und Weise politisch zu inszenieren und missbrauchbar zu machen, verschlossen“, sagte er in der Freitagausgabe der „Tiroler Tageszeitung“. „Für mich bleibt eine Hochzeit ein zutiefst persönliches und privates Ereignis mit den engsten Freunden, sodass ich beiden alles Gute wünsche“, erläuterte Karas.
Ähnlich die SPÖ-Delegationsleiterin im Europaparlament, Evelyn Regner. Es handele sich bei dem Hochzeitsbesuch um „eine Provokation mit europäischer Dimension“. Kneissl, „die sich in Diplomatie üben sollte, inszeniert ihre eigene Hochzeit, um Putin zu hofieren. Vom Brückenbauer-Image verabschiedet man sich komplett“, meinte Regner. Es sei beschämend, welches Bild die österreichische Regierung während des Ratsvorsitzes an die EU-Partner ausschicke.
Heimo Lepuschitz, Leiter der FPÖ-Regierungskommunikation, applaudierte der Außenministerin hingegen auf Twitter wegen der Einladung. „Österreich als Brückenbauer in bester Tradition Bruno Kreiskys“, kommentierte er den Besuch. „Bravo @Karin_Kneissl.“
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