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Grenzübergang Goptovka

16- bis 60-Jährige Russen dürfen vorerst nicht mehr in die Ukraine reisen. Die ukrainische Polizei prüft zudem einen Kleriker wegen Anstiftung zu Hass

Kiew – Vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen hat die Ukraine am Freitag drastische Einreisesperren gegen Russen eingeführt. Männer mit einem Pass der russischen Föderation im Alter von 16 bis 60 Jahren dürfen nicht mehr in die Ukraine einreisen, teilte der Chef des Grenzschutzes, Petro Tsygykal, mit. Die Sperre gelte bis auf Weiteres, sagte er in einem im Fernsehen übertragenen Statement.

Die Ukraine hat diese Woche das Kriegsrecht ausgerufen, nachdem es rund um die von Russland annektierte Halbinsel Krim zu Spannungen gekommen war. Russland hatte mehrere Boote der ukrainischen Marine sowie deren Besatzung festgesetzt, als diese durch die Straße von Kertsch vom Schwarzen ins Asowsche Meer reisen wollten. Kiew betrachtet die Meeresstraße zwischen der Krim und Russland als internationales, Moskau als territoriales Gewässer.

Kein Einreisestopp für Ukrainer

Der Vorfall hat auch den Konflikt um die Ostukraine wieder angeheizt. Dort kämpfen von Russland unterstützte Separatisten gegen die ukrainische Armee. Kiew wirft Russland vor, auch eigene Bürger für die Kämpfe einzusetzen, aber als Separatisten zu tarnen. Die neuen Einreisesperren sollten es Russland verunmöglichen, einen getarnten Einmarsch durchzuführen, sagte Präsident Petro Poroschenko. Er verwies damit auf die Geschehnisse auf der Krim im Jahr 2014, als Männer in nichtstaatlichen Militäruniformen wichtige Punkte der Halbinsel besetzten. Sie stellten sich später als Angehörige der russischen Armee heraus.

Russland plant offenbar keine äquivalente Vergeltungsmaßnahme. Die staatliche Nachrichtenagentur Ria zitierte einen Abgeordneten mit den Worten, dass man in Moskau keinen generellen Einreisestopp für ukrainische Männer erlassen wolle.

Durchsuchungen bei Geistlichem 

Sicherheitskräfte haben am Freitag die Residenz eines Moskau-treuen orthodoxen Geistlichen durchsucht. Die Razzia richte sich gegen den Vorsteher des Höhlenklosters in Kiew, teilte der Geheimdienst SBU mit. Dem Metropoliten Pawel werde vorgeworfen, „zum religiösen Hass“ aufzurufen.

Der Geistliche erklärte, er wohne nicht in der Residenz, sondern im Kloster, das zu den wichtigsten religiösen Stätten der orthodoxen Christen zählt. Es untersteht dem Moskauer Patriarchat.

Die Durchsuchung findet vor dem Hintergrund der Loslösung der ukrainisch-orthodoxen Kirche von Moskau statt. Das Ökumenische Patriarchat hatte der Abspaltung im Oktober trotz des Widerstands Russlands offiziell zugestimmt. Die russisch-orthodoxe Kirche vollzog daraufhin den Bruch mit dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Auch Metropolit Pawel hatte sich kritisch über die Loslösung der ukrainischen Kirche geäußert.

Ein Teil der Gläubigen in der Ukraine ist weiterhin loyal zum Moskauer Patriarchat, dem zahlreiche Kirchen und Kloster in dem Land unterstehen. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte wiederholt die Sorge geäußert, Kiew könne mit rechtlichen Maßnahmen oder dem Einsatz von Gewalt versuchen, den Einfluss Moskaus zurückzudrängen.

Die G7, die sich am Rande des G20-Treffens in Buenos Aires trafen, zeigten sich in einem Statement „sehr besorgt“.

(red, APA, 30.11.2018)

 

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