Der Kulturverein Itschkerien protestiert dagegen, dass zwei Reisebüros ihren Kunden am 23. Februar eine „Speznaz Tour“ in Tschetschenien anbieten. Zum Jahrestag der Deportation der Tschetschenen und Inguschen sind solche Ereignisse nicht akzeptabel. Die Organisation von Spezialeinheitentouren nach Tschetschenien zum 77. Jahrestag der Deportation der Wainachen verstößt gegen die Gefühle der Bewohner der Republik, meinen auch Menschenrechtler wie Ruslan Kutajew und Ojub Titijew.

Zwei tschetschenische Reiseunternehmen haben russischen Kunden angeboten, am Tag des „Verteidigers des Vaterlandes“ eine Spezialeinheitentour in die Republik zu offerieren. Die nächste Tour ist für vier Tage vom 20. bis 23. Februar geplant. In Tschetschenien wie im benachbarten Inguschetien ist der 23. Februar jedoch der Jahrestag der Deportation von 1944 durch Joseph Stalin.

Der Präsident der Versammlung der Völker des Kaukasus, Ruslan Kutajew, bezeichnete die Abhaltung von Unterhaltungsveranstaltungen am 23. Februar als „Hohn“. Bereits in der Vergangenheit wurde Ruslan Kutajew für seine Tätigkeit zur Deportation 1944 durch die aktuelle Regierung in Tschetschenien unter Ramsan Kadyrow in einem fingierten Prozess verurteilt.

„Diesem Tag derart zu verbringen bedeutet, die Gefühle der Tschetschenen zu ignorieren. Dies ist eine Provokation, bewusst oder unbewusst. Wenn jemand trauert, haben Nachbarn, ob Muslime, Christen oder Juden, die in der Nähe leben, (immer) Unterhaltungsveranstaltungen verschoben aus Respekt und Sympathie für die Menschen an einem Trauertag. Für uns (Tschetschenen und Inguschen) ist der 23. Februar ein Tag der Trauer“, betonte er. Kutajew schloss nicht aus, dass die Durchführung von Spezialeinheitentouren politische Untertöne hat. „Putin und sein Gefolge sind Militaristen. Georgien, Ukraine, Syrien. Ganz zu schweigen davon, dass alles mit der tschetschenischen Republik begann. Ein endloser Strom von Feindseligkeiten. Ja, sie wollen mit diesem Thema Geld verdienen. Aber zusammen mit dieser Art erinnert man die Tschetschenen an die „Macht der Spezialeinheiten“. Im Sinne von „wir können es wiederholen“. Aber ich bin sicher, dass dies die Tschetschenen nicht erschrecken wird“, sagte Kutajew.

Der Menschenrechtsaktivist Ojub Titijew hält es für falsch, die Tour an einem solch tragischen Datum für das tschetschenische Volk abzuhalten. „Der 23. Februar ist der schwierigste Trauertag in der Geschichte für alle Tschetschenen. Und egal, was die Behörden ändern wollen, die Wahrnehmung der Tragödie dieses Tages wird sich nicht ändern“

Auch Ojub Titijew wurde in einem fingierten Verfahren verurteilt, nachdem er mit Memorial die Ermordung von mindestens 27 Tschetschenen im Januar 2017 aufklärte. Der Kulturverein Itschkerien und der Verein für wainachische Waisen verweist erneut darauf, dass Personen welche in Folter oder Tötungen in Tschetschenien involviert waren, wie Magomed Daudow und Abusaid Wismuradow, auch nach der Tat wiederholt nach Deutschland einreisen und der Diaspora drohen konnten.